Gelöschtes Mitglied
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Geschrieben am 23.10.2010 05:21
Schön zu hören, dass es dieses Problem auch in Deutschland gibt! Wir bei uns in Golling hatten am Jahresanfang, bzw. Ende letzten Jahres auch das Problem, dass unsere JF nur noch 3 Mitglieder hatte. Wir haben dann einige Dinge geändert! 1. nehmen wir jetzt schon Jugendliche ab dem 10. Lebensjahr auf und 2. haben wir mit unsrer Nachbarwehr gesprochen und denen vorgeschlagen, dass sie deren Jugendliche zu uns schicken da sie eh keine JF haben.
aktueller Mitgliederstand ist jetzt 16 und Anfang nächsten Jahres werden es 20 oder 21 sein.
Bei den aktiven Kameraden hatten wir eher das Problem mit den Karteileichen. Es waren ca. 10 bis 15 Mitglieder die höchstens 1 bis 2 mal bei uns zu sehen waren. Wir haben somit aus eigener Sicht die Zahl der aktiven auf 79 Mitglieder reduziert.
Bezüglich neuer Eintritte kann ich nur sagen zeigt euch in eurer Gemeinde und versteckt euch nicht! Macht nicht nur einen Tag der offenen Tür sondern macht eure Übungen in der Öffentlichkeit und kündigt das auch an! Bei uns funktionierts ja auch und die Bevölkerung dank es uns auch noch. Wir stehen bei uns jetzt besser da als vor zehn Jahren.
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Andy09
Kreisbrandmeister
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Geschrieben am 24.10.2010 02:11
Nun ja, Öffentlichkeitsarbeit ist sicher eine notwendige Sache, ohne die es ganz sicher noch weitaus schlimmer um uns Angehörige von BOS und HiOrg stehen würde.
Das Problem ist nur, dass sie viele Bürger entweder gar nicht wirklich erreicht oder echte und auch nachvollziehbare Gründe gegen ein ehrenamtliches Engagement sprechen.
Auch ich kann die hier bereits genannten Gründe nur bestätigen, die ich immer wieder von Angesprochenen genannt oder von anderen Kameraden erzählt bekomme.
- Unter vielen Jugendlichen ist es nippelig, in Uniform rumzulaufen oder sich an bestimmte Regeln oder auch nur Uhrzeiten halten zu müssen. Viel cooler ist es doch, wenn man mit seinen Buddies abchillen oder ein paar Bierchen zischen kann.
Und mal ganz ehrlich: Wir als Feuerwehr können diese "Checker" dann auch nur selten überhaupt gebrauchen, da sich ohnehin zwischen deren Ohren nicht viel Leben entwickelt hat ...
- Die Jugendlichen, die trotzdem den Weg in die Jugendabteilung gefunden haben, finden das dann zwar oft richtig gut, stellen dann aber beim Übertritt in die Einsatzabteilung sehr oft fest, dass es ganz erhebliche Unterschiede zwischen JF und FF gibt. Und das "Spielerische" ist dann auch ganz schnell vorbei. An nächtliche Alarme (und vielleicht unschöne Erlebnisse) gewöhnt sich manch einer eben einfach nicht ...
- Viele Vereine und Gruppen haben Nachwuchssorgen und werben sich gegenseitig die Leute ab.
Zu meinen Glanzzeiten bin ich selbst auch mit meiner damaligen Freundin 2x pro Woche in den Tanzsportverein getigert, habe 1x pro Woche mit einem Kumpel Jiu-Jitsu trainiert und dann war da auch noch der regelmäßige Feuerwehrdienstabend. Und bei allen 3 "Vereinen" gab es dann auch noch Lehrgänge und Wettkämpfe, die dann auch wieder extra Vorbereitung erfordert haben. Diese "3-fach-Belastung" habe ich auch nur gute 3 Jahre durchgehalten. Ich persönlich bin froh, dass davon die Feuerwehr für mich übrig geblieben ist. Andere hätten sich vielleicht anders entschieden. Und wenn man einmal aus einem Verein raus ist, fängt man doch nur selten später wieder an ...
- Selbstverständlich haben auch die Schule und die Ausbildung unbedingt Vorrang vor der FF, denn da wird später mal das Geld verdient, nicht bei der FF. Geld ist zwar nicht alles, aber ohne Geld ist alles nichts ...
- Dass viele Arbeitgeber querschießen, wenn es um die Freistellung der FF-Angehörigen zu Einsätzen geht, ist sehr oft auch nachvollziehbar.
Gerade in mittelständischen Handwerksbetrieben ist Zeit kostbar und jeder einzelne Handwerker verplant. Und es nutzt dem Chef garnichts, wenn er zwar den durch einen Einsatz entstandenen Ausfall von der Kommune erstattet bekommt, er dafür aber einen Auftrag nicht termingerecht fertiggestellt hat und er dadurch einen Kunden verloren hat.
In vielen Berufen ist es auch schlichtweg gar nicht möglich, den Arbeitsplatz zu verlassen, nur weil der FME ausgelöst hat.
Und auch da kann man viele Leute verstehen, die dann sagen: "Nee, ich brauch keinen Stress mit meinem Chef" und gar nicht erst den Weg zur FF finden.
Selbst wenn man sich bemüht, nur in der "Freizeit" zum Einsatz zu fahren, so kann es doch immer passieren, dass ein nächtlicher größerer Einsatz bis in die Morgenstunden oder sogar den Vormittag hinein andauert und so fehlt man dann doch am Arbeitsplatz oder ist zumindest völlig übernächtigt ...
Wie man das ändern kann, ist mir schleierhaft. Politisch (es sind letztlich die Politiker, die uns "bezahlen" müssten) ist es scheinbar auch nicht gewollt, denn sonst hätte man dort schon ganz andere Maßnahmen ergriffen, um die Bürger zu einem solchen Engagement zu motivieren, als dort ständig nur lobende Worte zu finden. Ist zwar ganz nett, aber auf Dauer lockt man damit auch niemanden hinter dem Ofen hervor.
Und es gibt schließlich trotz allem noch genug "Blöde", die sich das freiwillig antun, damit es immer noch irgendwie funktioniert und meist kein zwingender Handlungsbedarf besteht.
Insofern bleibt uns wohl nur noch der Weg, trotzdem immer weiter zu machen, Freunde oder Besucher anzusprechen und uns über jedes neue Mitglied zu freuen, dass den Weg zu uns findet.
Und gerade die Neuen sollten dann auch spüren, dass wir sie brauchen, ihnen aber auch gleichzeitig mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Umso größer ist auch die Chance, dass sie uns langfristig erhalten bleiben und ihre Entscheidung nicht irgendwann bereuen.
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